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Ein Besuch an der WeltExpo

Die Weltausstellung fand 2021/2022 in Dubai statt


Nach der Weltausstellung in Hannover und Mailand durfte ich die aktuelle WeltExpo in Dubai für zwei Tage besuchen und viele verschiedene Pavillons (siehe ganz unten) begutachten.

Das Motto dieser Expo in Dubai ist „Connecting Minds, Creating the Future“. Eigentlich heisst sie Expo Dubai 2020. Doch wegen Corona wurde nun 21/22 daraus.

Wieso find ich die Weltexpo spannend?

Als Gestalter muss man sich für Expos interessieren. Man lernt, wie ein Thema auf den Punkt genau kommuniziert werden kann. Es gibt aber auch viele Ausstellungen, die wohl ohne Konzept und ohne Idee einfach umgesetzt wurden. Dazwischen liegen oft nur wenige Meter. Zudem entdeckt man immer wieder neue Techniken und Trends, um Botschaften zu vermitteln.

Die Moral

Im Vorfeld fragte ich mich – darf man eine Expo in einem Land wie den Vereinigten Arabischen Emiraten (UVE) durchführen? Wir alle wissen, die UVE teilt definitiv andere Werte als wir bezüglich Emanzipation, Homosexualität und Umgang mit Fremdarbeitern. Sie sind aber wenigstens so offen, dass gewisse Themen im extrem starken Women’s Pavillon (supported von Cartier) und im Pavillon der UN thematisiert wurden. Lokale Schulklassen sehen sich das an und werden auf diese Themen sensibilisiert, was mich sehr überrascht hat.

Der Schweizer Pavillon

Hannover
In Hannover stellte die Schweiz mit dem Architekten Zumthor einen riesigen Klangkörper aus. Das war wohl intellektuell, aber auch richtig gut. 
Mailand
Da wollte die Schweiz mit ihrem Beitrag zu viele Ideen in eine (mehrere) Ausstellung verpacken und das Ticketing-System war ein Desaster. 
Dubai
Anscheinend hat man für Dubai die richtigen Schlüsse aus der Vergangenheit gezogen. Die Idee des Nebelmeeres steht klar im Vordergrund. Ein toller Effekt, den die lokale Bevölkerung in Dubai nicht kennt. Schindler und weitere Partner präsentieren sich dahinter – wenn auch nicht unbedingt sehr originell. Die Architektur fällt positiv auf und dramatisiert die einfache Idee des Schweizerkreuzes. 
Mein persönlicher Eindruck: starke Leistung. 

Der beste Pavillon

Japan
Japan scheint eine längere Tradition zu haben, um an Expos mit ihren Ausstellungen zu brillieren. So auch dieses Mal. Sie nehmen sich für jeden Besucher so viel Zeit, dass pro Tag nur wenige durchgeschleust werden. Der Besuch dauert eine Stunde. Anstehen ist zwecklos – er ist immer ausgebucht. Jeden morgen um 9 Uhr kann ein Slot gebucht werden, sonst kommt man nicht rein. 

Viele westliche Länder versuchen hervorzuheben, was man besonders gut kann. Oft wirkt dies etwas überheblich, zum Bespiel bei der Schweiz mit dem grossen Satz «Die Schweiz ist das innovativste Land der Welt». Ganz schlimm bei den Amerikanern, die da total überborden oder die Deutschen, die gut, aber schulmeisterlich präsentieren. Die Japaner inszenieren dies mit Miniaturwelten auf sympathische, witzige Weise.
Bei Japan wird auf berührende Weise und in einem Perspektivenwechsel aufgezeigt, dass jeder von uns ein Teil des Problems ist und ein Teil der Lösung sein muss. 
Das Hauptthema der Ausstellung: Wir Besucher gemeinsam haben die nötige Inspiration für neue Lösungen und eine bessere Zukunft. Dieses Thema wird lustvoll inszeniert. Natürlich kann man vor Ort nicht wirklich neue Ideen spinnen, was schade ist, aber den Rahmen auch definitiv sprengen würde.
Japan schaffte es mit einem roten Faden das Thema auf den Punkt zu bringen. Die Technik (teils auch einfache) wird verblüffend gut eingesetzt, um eben diese Geschichten zu erzählen.

Neuste Technik

Virtual Reality
Einige Pavillons bieten VR-Brillen an. Bei den Emirates sitzt man im Flugzeug der Zukunft und sieht dank der VR-Brille den Flug der Zukunft auf ganz neue Weise. Auch das Bordsystem lässt sich so auf neue Weise entdecken. Ein toller Einblick. Im Women’s Pavilion gibt es mit VR-Brillen einen 360°-Film zu sehen. Das Problem bei VR ist definitiv der grosse, personelle Betreuungsaufwand und dass nur wenige Besucher durchgeschleust werden können. 
Augmented Reality
Echte Augmented Reality-Anwendungen gibt es in der Schweiz bei Schindler. Und bei Marokko. Allerdings gibt es AR-Spiele, die leider viel zu kompliziert sind. In dem Bereich hätte es noch Potential.
Sonst erinnere ich mich im Nachhinein, dass es einige interaktive Beamer gab, bei Emirates transparente Touchscreens, die ich in dieser Grösse noch nicht gesehen habe und oft auch einfache Überblendungen, die gut wirkten.

Die Technik wirkt immer da besonders gut, wo diese nicht im Zentrum steht, sondern hilft, die Idee zu transportieren.


Hier meine total persönliche Rangliste der besten Pavillons der Weltexpo in Dubai:

  • Japan
  • Singapur 
  • Women’s Pavilion
  • Waterfalls
  • Emirates
  • Saudis
  • Holland
  • Schweiz
  • UAE
  • Pakistan
  • Deutschland
  • Russland
  • Schweden

Beste Architektur von aussen:

  • Singapur
  • UAE (von Calatrava)
  • Schweiz
  • Polen
  • Russland
  • Saudis